Danach: Neues Porträt „Axel Corti – Der genaue Beobachter“ zum 90. Geburtstag – ab 22.30 Uhr in ORF 2
Wien (OTS) – Peter Schneeberger begrüßt zu einem abwechslungsreichen „kulturMontag“ am 8 Mai 2023 um 22.30 Uhr in ORF 2. Die Sendung setzt sich u. a. mit der aktuellen öffentlichen Länderhymnen-Debatten auseinander, bringt anlässlich des bevorstehenden Eurovision Song Contests in Liverpool ein Porträt der eindrucksvollen „City of Pop“, wo die Wurzeln der legendären Beatles liegen, und befasst sich mit dem Thema Teuerung anhand der Mietpreisentwicklungen. Anschließend an das Magazin steht das neue Porträt „Axel Corti – Der genaue Beobachter“ (23.30 Uhr) zum 90. Geburtstag des 1993 verstorbenen Regisseurs, Autors und Radiomachers auf dem Programm. Seine 1971 entstandene Regiearbeit „Der Fall Jägerstätter“ über ein dunkles Kapitel österreichischer Zeitgeschichte ist um 0.10 Uhr in ORF III zu sehen.
Herz, Hoamat, Hymnen – Der Lobgesang in der Kritik – dazu Franzobel im Studio
Gleich vier österreichische Landeshymnen stehen derzeit in der öffentlichen Diskussion. In einem offenen Brief an die Landeshauptleute von Oberösterreich, Salzburg, Kärnten und Niederösterreich forderten die IG Autorinnen und Autoren rund um Mastermind Gerhard Ruiss vor Kurzem Änderungen, seien die Lieder doch historisch belastet. In Oberösterreich steht der Verfasser des Textes, Franz Stelzhamer, ein radikaler Antisemit, der den Genozid an den Juden befürwortet habe, im Fokus. Der Liedtexter von Niederösterreichs Hymne Franz Karl Ginzkey wird als nationalsozialistisch vorbelastet erachtet. In Salzburg habe sich Komponist Ernst Sompek nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Österreich gebrüstet, ein illegales österreichisches NS-Parteimitglied gewesen zu sein. Der Dichter Anton Pichler wiederum soll ein kriegsverherrlichender Priester gewesen sein. In Kärnten könnte das Problem nach Ansicht der IG einfacher gelöst werden. Hier müsste man nur die vierte Strophe streichen, die Agnes Millonig, eine frühe, damals noch illegale Nationalsozialistin, geschrieben hatte. Seither gehen die Wogen hoch und die Debatte reißt nicht ab. Sind Hymnen ein unverrückbares Identifikationssymbol für ein Land oder sollten die braunen Flecken der Vergangenheit im Jahr 2023 endlich durch neue Texte beseitigt werden? Eine Kontroverse, die nicht ganz neu ist: Schon 2012 stand – aus anderen Gründen – Österreichs Bundeshymne auf dem Prüfstand. Nach 65 Jahren und unendlichen Querelen wurde damals die Textzeile von Paula von Preradovic in „Heimat großer Töchter und Söhne“ geändert. Der „kulturMontag“ hat sich in der Künstlerschaft nach Lösungen umgehört und bittet Schriftsteller Franzobel zum Gespräch im Studio.
„City of Pop“ – Die ESC-Stadt Liverpool im Porträt
Am 13. Mai geht im britischen Liverpool der Eurovision Cong Contest 2023 über die Bühne – Österreich ist mit seinem Duo TEYA & SALENA im Wettbewerb vertreten. Die „City of Pop“ springt als Austragungsort für den Vorjahressieger Ukraine ein. Ein magischer Ort, der aufgrund der vielen Nummer-1-Hits schon längst im Guinness-Buch der Rekorde gelandet ist. Kein Wunder, stammen doch die legendären Beatles aus Liverpool. Den Alltime-Superstars wurden nahezu flächendeckend in der Stadt Denkmäler gesetzt und eine „Magical Mystery Tour“ führt jeden Tag Gäste und Beatles-Fans von der „Penny Lane“ nach „Strawberry Fields“. Bis heute ist die Band aus den 1960er Jahren neben dem Fußballclub FC Liverpool die wichtigste Marke der Stadt. Doch auch die Kultformation der 1980er Jahre „Frankie goes to Hollywood“ stammt aus der rund 500.000-Einwohner-Stadt am Meer im Nordwesten Englands, wo der River Mersey in die Irische See mündet. Die Gruppe feiert nach 36 Jahren im Vorfeld des ESC ihr Comeback. Von der Krise um den abgehalfterten Hafen zum Mekka des Pop; vom wirtschaftlichen Niedergang in den 1970ern zum Aufstieg als europäische Kulturhauptstadt 2008 – keine Stadt Europas hat nach unzähligen Ups and Downs eine derartige Karriere hingelegt. Trotz Schlachtrufs „You’ll never walk alone“ des berühmten Fußballklubs FC Liverpool, der auch als Slogan der Stadt durch die Krisen Großbritanniens navigieren soll, ist kein Ende der Probleme in Sicht. Durch den Brexit, gegen den sich die Liverpooler mehrheitlich entschieden hatten, die Corona-Pandemie und den Ukraine-Krieg ist es um die britische Wirtschaft wahrlich nicht gut bestellt. Kann der Pop-Event etwas daran ändern?
Zwischen Wohnungsnot und Leerstand – Teures Mieten
Das Thema Teuerung ist aktuell in aller Munde: Neben Lebensmitteln und Benzinpreisen sind es vor allem stark gestiegene Mietkosten, die viele Menschen in Geldnot bringen. Die sogenannte Mietpreisbremse ist politisch gescheitert, die Mietpreisspirale dreht sich weiter, ebenso steigen die Preise für Immobilien stetig an. Wohnen wird zum Luxusgut. Was also tun? In Portugal setzt die sozialistische Regierung jetzt drastische Maßnahmen: Nach einer Mietpreisdeckelung und dem Stopp von Lizenzen für Touristenwohnungen kommt nun die Zwangsvermietung von leerstehenden Objekten. Ein so weitreichender Eingriff ins Eigentumsrecht wird in Österreich nicht gefordert. Tatsächlich aber sehen die Wohnbauforschung sowie die Städteplanung die Politik in der Pflicht. Die Gründe für die Teuerung seien vielfältig. So herrscht in Österreich und insbesondere in Wien ein regelrechter Bauboom – und doch steigen die Preise sowohl für Eigentums- als auch für Mietwohnungen in der Hauptstadt stetig an. Eine aktuelle Studie der Arbeiterkammer Wien stellt diesen scheinbaren Widerspruch in den Fokus. Demnach ist neben steigenden Grundstückspreisen auch die Tatsache, dass prozentuell gesehen immer weniger geförderte Wohnungen gebaut würden, ein Grund für die Teuerung. Auch die Österreichische Nationalbank warnt schon seit Jahren vor einer Immobilienblase: Es werde mehr gebaut als gebraucht. Die Architektin und Wohnbauforscherin an der Uni Graz Andrea Jany bemängelt, dass es in Österreich keinerlei wissenschaftliche Untersuchungen zu den Themen Wohnungsnot und Wohnbedarf gibt. Niemand könne mit Sicherheit sagen, wie viele Immobilien leer stehen und warum. Erst wenn eine Gemeinde den Wohnbedarf erhoben hat, könne man Ursachenforschung betreiben und sinnvolle Maßnahmen zur Bekämpfung spekulativen Leerstands setzen.
Dokumentation „Axel Corti – Der genaue Beobachter“ (23.30 Uhr)
Axel Corti – Regisseur, Autor, Radiomacher und Journalist: 25 Jahre lief seine Sendung „Der Schalldämpfer“ auf Ö1. Er war ein Unbequemer, ein Visionär. Er stellte unangenehme Fragen im Österreich der Nachkriegsgeneration. Im Film „Axel Corti – Der genaue Beobachter“, einer neuen, von Robert Altenburger gestalteten Dokumentation des ORF Salzburg mit der ORF-TV-Kultur, erwachen sein Geist, sein Mut und seine Visionen zu neuem Leben.
Axel Corti wurde 1933 in Frankreich geboren. Er erlebte die turbulenten Kriegs- und Nachkriegsjahre. Nach Stationen in der Schweiz, England und Deutschland gelangte Corti 1949 nach Österreich. Ab den 1950er Jahren war er im Landesstudio Tirol in der Literatur-und Hörspielabteilung tätig, mit der von 1969 bis 1993 im ORF wöchentlich ausgestrahlten Sendung „Der Schalldämpfer“ schrieb er Radiogeschichte.
Schon bald begann er als Filmemacher zu arbeiten. Mit dem Film „Der Fall Jägerstätter“ (1971) gelang ihm eine mutige, viel diskutierte Annäherung an ein dunkles Kapitel österreichischer Zeitgeschichte. 1986 schaffte er mit „Welcome in Vienna“ den internationalen Durchbruch. Corti setzte sich für die heimische Filmbranche ein und war in den 1980er Jahren für das Zustandekommen des Filmförderungsgesetztes mitverantwortlich. Er war einer der Initiatoren des französisch-deutschen TV-Senders ARTE.
Ab 1964 war Axel Corti mit seiner Frau Cecily verheiratet, mit der er drei Söhne bekam. 1968 zog er mit seiner Familie nach Salzburg, wo er den alten Pfarrhof von Arnsdorf erwarb und renovierte. Bei den Salzburger Festspielen inszenierte Corti 1988 „Die Hochzeit“ von Elias Canetti und erntete damals heftige Kritik dafür. In seinen Radiosendungen, Büchern und Filmen stand, wie er selbst sagte, „immer der Mensch im Vordergrund“. Diesem Grundgedanken blieb Corti treu. Bis zu seiner letzten „Schalldämpfer“-Sendung am 26. Dezember 1993 – drei Tage vor seinem Tod.
Regisseur Robert Altenburger trifft Axel Cortis Witwe, Cecily Corti, seinen Sohn Severin, den ehemaligen ORF-Generaldirektor Teddy Podgorski und den jungen Salzburger Musiker Benjamin Herzl, der anlässlich Cortis 90. Geburtstag 2023 in Wien und Salzburg ein Axel-Corti-Symposium veranstaltet. Der Film begibt sich auf Spurensuche und zeigt auch die persönliche Seite des Menschen Corti. In einem Punkt sind sich alle Gesprächspartner des Films einig: Axel Corti, der Unbequeme und Mutige, beeinflusst die österreichische Kultur- und Filmszene bis heute.
Flimmit (flimmit.at) erinnert ab 7. Mai an den österreichischen Regisseur mit zwei Doku-Neustarts: „Axel Corti – Der scharfe Beobachter“ (verfügbar ab 9. Mai) und „Ich über mich“. Ebenfalls im Paket enthalten: der Film „Wie der Mond über Feuer und Blut“, Cortis Drama über die junge Maria Theresia.
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