Innsbruck (OTS) Egal wer heute die Abstimmung gewinnt, der oder die Vorsitzende muss die SPÖ neu aufstellen – und wieder eine Einheit formen. Alles aber keine einfachen Aufgaben. Gelingt die Einbindung der Lager nicht, schafft sich die Partei ab.

Im Nachhinein ist es vergleichsweise ein Leichtes zu erklären, warum Andreas Babler, Hans Peter Doskozil oder Pamela Rendi-Wagner die Abstimmung der roten Parteimitglieder gewonnen hat. Schafft der Traiskirchner Bürgermeister die Überraschung, dann wollen die Parteimitglieder eine Kämpfernatur an der Parteispitze haben, einen, der für seine Sache brennt, einen, der eine pointierte linke Politik verfolgt.
Kann der burgenländische Landeshauptmann die Urabstimmung für sich entscheiden, dann deshalb, so die Interpretation, weil die Parteigänger ihm zutrauen, bei der Nationalratswahl die SPÖ wieder auf den ers­ten Platz zu führen. Er habe es im Burgenland vorgemacht, wie man entgegen allen Trends eine Absolute erobern kann.
Bleibt Rendi-Wagner Parteichefin, dann wird in ihrem Fall der Begriff der Loyalität gegenüber einer gewählten Vorsitzenden eine zentrale Bedeutung einer Analyse des Ergebnisses einnehmen. Und man wird ihre Steherqualitäten loben. Einfach ist es auch, Niederlagen zu erklären. Klar, bei Babler fehlt mit Blick auf die Nationalratswahl der notwendige Pragmatismus. Doskozil nimmt man die Querschüsse gegen Rendi-Wagner übel – und denkt an seine Gesundheit. Und Rendi-Wagner unterstellt man schlicht ein fehlendes politisches Gespür und wirft ihr eine Wagenburgmentalität vor.
Warum also wer heute verliert oder gewinnt, ist einfach zu erklären. Im Nachhinein. Problematischer wird es schon, wie es der neue Vorsitzende oder die (alte) und neue Vorsitzende schaffen soll, aus der Zwietracht in der Partei wieder eine Eintracht zu bilden.
Denn heute werden zwei große Gruppen enttäuscht sein, Verletzungen bleiben. Es obliegt dem Sieger oder der Siegerin, ohne Häme zu agieren und den Unterlegenen ein Angebot zur Mitarbeit zu unterbreiten. Das klingt einfach, ist aber angesichts der verbrannten Erde kompliziert. Gerade zwischen dem Doskozil-Lager und dem Rendi-Wagner-Lager herrscht mehr als nur Misstrauen. Es stimmt, Rendi-Wagner wird bei einer Niederlage die Politik verlassen, aber die Liesinger Partie um Werner Faymann, Christian Deutsch und Doris Bures bleibt. Und die Wiener SPÖ wäre als Verliererin beschädigt. Auf der anderen Seite wird sich Doskozil bei einer Niederlage auf die pannonische Ebene zurückziehen, doch wird der Landeshauptmann von nun an ruhig bleiben? Kaum. Leichter würde es allemal gelingen, zwischen Babler und Doskozil eine Brücke zu bauen. Aber egal. Die SPÖ weiß es wohl: Wenn sie es nicht schafft, Geschlossenheit zu demonstrieren, kann sie das Projekt ihrer Selbstzerstörung munter fortsetzen.

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