Innsbruck (OTS) – Der abgewählte US-Präsident inszeniert die Konfrontation mit der New Yorker Justiz, um seine Anhänger zu mobilisieren und seine Partei zu disziplinieren. Am Ende könnte wieder einmal das ganze Land verlieren.
Donald Trump inszeniert sich wieder in seiner Paraderolle als Opfer. Seine Festnahme stehe bevor, alarmierte er am Wochenende seine Anhänger, rief zu Protesten auf – und ging dann erstmal eine Runde Golf spielen, während der Rest der Welt seitdem gebannt auf die jüngste Aufführung seines politischen Zirkus starrt.
In der Affäre um eine mutmaßlich verschleierte Schweigegeld-Zahlung an einen Pornostar legt Trump seine alte Strategie neu auf. Er liefert Schlagzeilen, die allen anderen die mediale Luft absaugen. Er stilisiert sich zum Retter der Unterdrückten, dem die Eliten zu Leibe rücken. Er mobilisiert seine Fans, was seit dem Kapitolsturm auch zum Fall für die Sicherheitsdienste geworden ist. Und er zwingt seine Partei, die ohne seine Anhänger nicht mehrheitsfähig ist, sich schützend vor ihn zu stellen. Die Republikaner im Kongress eröffneten sogar eine parlamentarische Untersuchung zum laufenden New Yorker Verfahren – eine unerhörte Einmischung in die unabhängige Justiz.
Trump glaubt, dass er von der Konfrontation umso mehr profitiert, je weiter er sie auf die Spitze treibt. Er soll sich wünschen, in Handschellen vorgeführt zu werden – was ihm die Justiz kaum gewähren dürfte. Seine Leute haben Millionen Bettelbriefe verschickt; die Tage nach dem Amtsenthebungsverfahren und der Razzia in seinem Anwesen gehörten zu den spendenstärksten.
Der politische Profit, sofern es einen gibt, bleibt jedoch kurzfristig und auf die parteiinterne Vorwahl beschränkt. Der Bloß-nicht-Trump-Flügel bei den Republikanern weiß, dass die Mobilisierung der Trump-Anhänger gegen die Justiz auf Kosten der Wählbarkeit in der politischen Mitte geht. Noch dazu bei einer Partei, die Recht und Ordnung plakatiert. Mit der Marke Trump sind die Republikaner zuletzt bei einer Präsidentenwahl und drei Kongresswahlen in Serie eingefahren.
Aber auch viele Demokraten sind konsterniert. Woran die New Yorker Justiz offenkundig arbeitet, gilt als juristisch äußerst gewagt – und soll noch dazu in einem Präzedenzfall gegen einen wahlkämpfenden Ex-Präsidenten eingesetzt werden. Selbst Leute, die Trump für einen Kriminellen halten, der hinter Gitter gehört, schütteln den Kopf. Andere bemühen den Vergleich mit Al Capone. Der legendäre Mafia-Boss wurde letztlich wegen Steuerflucht verurteilt, weil man ihm kein anderes Verbrechen nachweisen konnte.
Aber Capone verfügte nicht über Millionen Fans und eine vormals staatstragende Partei in Geiselhaft. Am Ende könnten, wie so oft bei Trump, alle verlieren – voran das Vertrauen in die Politik und die Institutionen der Demokratie. Und der Hauptverantwortliche würde sich aus der Affäre ziehen als: Donald Trump, das ewige Opfer.
Rückfragen & Kontakt:
Tiroler Tageszeitung
0512 5354 5101
chefredaktion@tt.com
[ad_2]
Quelle
OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS. www.ots.at
(C) Copyright APA-OTS Originaltext-Service GmbH und der jeweilige Aussender.