Innsbruck (OTS) – Eine Uni-Analyse verdeutlicht einmal mehr, wie weit in Tirol die Immobilienpreise den Einkommen davongaloppiert sind. Ein vernichtendes Zeugnis auch für die heimische Wohnbau- und Bodenpolitik der vergangenen zehn Jahre.
Die Party ist vorbei. So hört es sich an, wenn die Tiroler Immobilienbranche über die nahe Zukunft spricht. Gemeint ist damit, dass Wohnungen und Häuser nicht mehr im Handumdrehen und zu jedem Phantasiepreis verkauft werden können. Mindestens seit der Finanzkrise vor mehr als zehn Jahren konnte die Immobilienbranche regelmäßig die Korken knallen lassen. Und mit ihr all jene, die am lukrativen Geschäft kräftig mitnaschten. Jedes Jahr neue Höchstpreise, egal ob Corona oder nicht. Nullzinsen fegten Geldsorgen hinweg, Betongold statt Sparbuch hieß die Devise, auch wenn man selbst in den vier Wänden gar nicht wohnen wollte – Stichwort Ferienwohnsitze.
Wer aber für sich und seine Familie ein leistbares Dach über dem Kopf sucht, hat wenig zu feiern. Mittlerweile sind wir in vielen Teilen Tirols bei Quadratmeterpreisen angelangt, die kaum zu stemmen sind, wenn überhaupt. Auch deshalb, weil in Tirol erschreckend teure Immobilien auf erschreckend niedrige Einkommen treffen. Dass die Wohnpreise den Löhnen davongerast sind, zeigt einmal mehr die jüngste Analyse des Finanzinstituts der Uni Innsbruck. Alleine von 2015 bis 2021 legten in Tirol die Kaufpreise für Wohnungen im Mittel real um 45 Prozent zu, Häuser wurden real um 75 Prozent teurer, während die inflationsbereinigten Bruttoeinkommen um nur knapp 10 Prozent wuchsen.
Landes- und Lokalpolitik haben mehr als ein Jahrzehnt lang die Zügel schleifen lassen. Angefangen bei langen Bebauungsfristen über Gemeindevertreter, die vieles erlauben und bei Ferienwohnsitzen wegschauen, bis hin zu offenen Scheunentoren für Immobilienspekulanten und zur bislang gescheiterten Baulandmobilisierung: 35 Millionen Quadratmeter warten in Tirol darauf, bebaut zu werden. Das alles ist nicht neu, und genau das ist das Traurige. Wenn in manchen Regionen nur noch die Gemeinnützigen halbwegs leistbaren Wohnraum bieten können, ist im Land etwas schiefgelaufen.
Selbst wenn manche Akteure das Ende der Immobilien-Party beklagen: Wohnungssuchenden hilft das wenig. Die Schere zwischen Immobilienpreisen und Einkommen ist zu weit geöffnet, als dass sie sich in absehbarer Zeit wieder schließen würde. Die Wohnpreise lassen sich kaum mehr einfangen, sie sind schon zu weit davongaloppiert.
Derzeit brütet die Landespolitik etwa über eine Baulandabgabe, um die 3500 Hektar an brachliegendem Bauland zu aktivieren. Selbst wenn das Kunststück gelingt: Bis darauf Wohnungen stehen, vergehen Jahre bis Jahrzehnte – je nachdem, wie hoch die Abgabe ausfällt. Auch daran wird man rasch erkennen, wie ernst man es diesmal meint.
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